Nur 30 Kilometer nördlich von Asbyrgi liegt das kleine Fischerdorf Kopasker. Ein Ort an dem man nicht mal tot überm Zaun hängen möchte. Gleich am Ortseingang hat ein Bauer auf seiner Wiese ein Paar originelle Vogelscheuchen aufgestellt und manche sehen so aus als sollten nicht nur Vögel abgeschreckt werden.
Kopasker ist das Tor auf die Halbinsel Melrakkasletta. Die Gegend ist recht flach und trostlos, es gibt keine Bäume, aber hier oben liegt der nördlichste Punkt Islands. Die Piste ist eine einzige Katastrophe aber was nimmt man nicht alles auf sich um mal Nichts zu sehen.
Nur noch 3 Kilometer bis zum Polarkreis.
Die 3 Kilometer lange Wanderung von der Piste hierher ist auch nicht so toll weil es wirklich nichts zu sehen gibt. Aber dafür sind wir nur 3 Kilometer vom Polarkreis entfernt. Etwas in der Ferne sehen wir die Reste eines Gebäudes und wir laufen mal hin in der Hoffnung wenigstens noch ein Highlight zu haben.
Wir fragen uns wer hier wohl mal gewohnt hat und vor allem: WARUM? Es gibt ein Wohnhaus und eine Halle. Auch die Grundmauern einiger Torfhäuser sind noch zu erkennen.
Und dann sehen wir in den Dünen um das Gebäude rum den vermutlichen Grund für dessen Existenz. Zwischen all dem Treibholz finden wir Unmengen an Walfischknochen. Überall liegen sie rum. Hier war vielleicht mal eine Walfangstation. Wir haben doch noch unser Highlight für diesen Tag.
Beim kleinen Fischerort Raufarhöfn endet die Piste und wir rollen auf Asphalt bis zum Campingplatz. Auch dieses 200 Seelen Dorf wirkt etwas trist und könnte als Set für einen düsteren Endzeit-Film herhalten. Aber hier steht das monumentale Kunstwerk „Arctic Henge“, ein Steinkreis der seit 2002 im Bau ist und als größtes Freilicht-Kunstwerk Islands gilt. Ziel ist es den Tourismus in der strukturschwachen Region zu fördern.
„Polarstern“ überm Arctic Henge
Am morgen gehen wir hier mal runter zum Hafen. Ein kleines Fischerboot ist grad eingelaufen und wir wollen mal sehen ob wir hier Fisch bekommen. Die Kisten am Pier sind voll mit großem Kabeljau und Einar, einer der Fischer schenkt uns einen kleinen Fisch von etwa 3 Kg, da er für ihn zu klein ist.
Auf der Weiterfahrt nach Porshöfn legen wir einen Stop ein für eine 7 Kilometer lange Wanderung um die kleine Halbinsel Raudanes. Hier führt ein gut markierter Weg immer an der Steilküste entlang und bietet Ausblicke auf mehrere tolle Steinbögen. Wir haben zwar schon den 10ten August, aber eine Restpopulation von Papageientauchern ist trotzdem noch hier. Bis in ein paar Tagen werden auch sie bis zum nächsten Jahr auf hoher See verbringen.
Bei Porshöfn finden wir bei einem Ausflug mit dem Moped auch noch auf einer Pferdewiese ein nettes Flugzeugwrack das hier runtergefallen ist bei einem Versorgungsflug für eine amerikanische Radarstation die sich in den 60gern mal hier in der Nähe befand.
Über den Ort Vopnafjördur geht wieder ins Landesinnere zum höchstgelegenen Bauernhof Islands. Das hört sich spektakulär an, aber tatsächlich liegt er gerade mal auf 500 Meter. Die Fahrt dorthin führt uns durch eine abwechslungsreiche Landschaft aus Marsoberfläche bis grüne Pferdewiesen.
Am Bauernhof Mödrudalur ist richtig viel los. Zwei Reisebusse und eine Gruppe Motoradfahrer stehen vor dem schönen Restaurant das im alten isländischen Stil gebaut wurde. Es gibt sogar eine Tankstelle in gleicher Bauweise.
Der Campingplatz gleich hinterm Restaurant kommt auf unserem Ranking was die Lage angeht gleich auf Platz Zwei. Die Sicht ist endlos und das Küchenhaus für die Gäste ist das schönste das wir je gesehen haben.
Auf der Speisekarte des Restaurants wird Rentiersteak angeboten aber heute gibt es leider keins. Also kochen wir wieder selber.
Auf der Farm leben Polarfüchse die sich das ganze Jahr hier rumtreiben weil sie gefüttert werden. Wir sehen Zwei junge Füchse die noch nicht ihr weißes Winterfell haben.
Unser nächstes Ziel ist die Schlucht Studlagil. Das ist die selbe Schlucht die von der Staumauer runterkommt wo wir im Juni schon waren. Die 13 Kilometer Piste dorthin fahren wir im ersten und zweiten Gang, schneller ist nicht möglich. Wir wählen als Standort den Campingplatz bei der Farm in Klaustursel, der direkt an der Schlucht liegt. Es gibt hier noch mal tolle Basaltsäulen zu bestaunen, vermutlich das letzte mal, denn weiter im Osten gibt es so etwas nicht mehr.
Neben dem Camping gibt es noch einen schönen Schrottplatz. Fast jede Farm hat so etwas, schließlich gibt es ja Platz genug.
Und im Unterholz hinter dem Schrottplatz liegen auch noch fotogene Rentierknochen rum.
Von hier aus geht es noch einmal in den Norden in das kleine Dorf Bakkagerdi. Die Fahrt geht vorbei an hübschen Kirchen aus der neueren und aus der Wikingerzeit die hier rekonstruiert wurden.
Die Straße führt durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet und dann durch die große Schwemmebene des Lagarfljöt, der hier ins Meer mündet.
Über einen steile Pass erreichen wir schließlich unser Ziel in Bakkagerdi. Der Weg ist eine Sackgasse und man kommt eigentlich nur hierher wegen einer großen Kolonie Papageientaucher die hier in der Nähe brütet. Aber es ist schon Mitte August und die Vögel sind bereits alle weg bis zum nächsten Jahr. Trotzdem kann man hier tolle Wanderungen unternehmen die uns durch schöne Schluchten und abgelegene Buchten führen.
Die Gegend ist so einsam dass entlang des Weges Bivakhütten angelegt wurden. Sie bieten keinen Komfort aber einen Überlebensschutz falls das Wetter umschlagen sollte.
Über den Pass geht es zurück bis zu einer Weggabelung von der aus wir über eine weitere Piste nach Egilstadir gelangen. Hier schließt sich der Kreis. Wir sind einmal im Uhrzeigersinn um Island herumgefahren. Da wir noch ein paar Tage Zeit haben bis am 25. August unsere Fähre zurück nach Dänemark geht wollen wir noch einmal in die Ostfjorde. Als wir vor 3 Monaten hier unterwegs waren war das Wetter nicht so toll und man konnte von der Landschaft kaum was sehen. Jetzt ist es besser und wir fahren noch mal nach Eskifjördur. Hier gibt es noch Papageientaucher, aber nur noch auf der Speisekarte eines Restaurants. Und da wir wissen möchten ob diese Vögel genau so gut schmecken wie sie aussehen gehen wir da hin. Das Restaurant liegt am Hafen in einem alten Holzschuppen in dem bis 1930 Hering verarbeitet wurde und ist eine gelungene Mischung aus Museum und Speiselokal. Und: Papageientaucher schmeckt wie Leber.
Wenn man von Eskifjördur den Fjord etwas weiter fährt erreicht man die verlassenen Minen von Helgustadir. Hier wurde bis etwa 1925 Calzit abgebaut. Calzit ist ein Bergkristall und hier erreichte er eine Reinheit dass er für optische Geräte wie zB Mikroskope benutz werden konnte.
Die Abraumhalde vor dem Stolleneingang ist übersät von weißen bis durchsichtigen Steinen.
Entlang der Piste am Fjord entlang sehen wir noch ein blauäugiges Pferd und die Reste einen Walfabrik.
Der Tag der Abreise rückt näher und wir fahren zum Fährhafen Seydisfjördur wo wir von 3 Monaten angekommen sind. Diesmal ist das Wetter schön, die Sonne scheint und der Schnee ist geschmolzen. Mit dem Moped unternehmen wir noch ein paar kleinere Touren am Fjord entlang und auch hier gibt es nochmal allerhand fotogenes Altmetall zu sehen.
Und hier verabschieden wir uns von Island. Es war wunderschön und völlig anders als das was wir bisher so gesehen und erlebt haben. Die Reise war nicht billig aber jeden Cent wert.