Das böse Virus hat uns wieder eingeholt. Obwohl in Island 90% Aller über 16 jährigen vollständig geimpft sind, steigt die Infektionsrate. Seit dem 24. Juli muss man im Supermarkt wieder eine Maske tragen. Das ist aber die einzige Einschränkung die es für uns gibt und ist momentan nur bis zum 13. August gültig. Wenn ich meine Erfahrungen nehme von unseren Deadlines zuhause dann heißt das eigentlich nur daß es ab dem 14. August weiter verschärft wird. Ich frag mich wirklich wozu die Impfung gut ist.

Wir reisen weiter nach Osten und wollen eine Runde auf dem sogenannten Diamand Circle drehen, das ist das nördliche Pendant zum Golden Circle aus Bericht 2. Der erste Stop ist Myvatn. Myvatn heißt übersetzt Mückensee und die Gegend macht ihrem Namen alle Ehre.

Sie sind nicht immer da, aber wenn, dann in Schwärmen. Zwar stechen sie nicht, aber ständig sind sie in Nase, Ohren und hinter der Brille. Sie gehen nicht in Innerräume und die paar wenigen die sich in den Bus verirren hängen auch gleich am Fenster und wollen wieder raus.

Ansonsten ist die Gegend hier atemberaubend schön. Ein Feuerwerk isländischer Naturwunder. Gleich in der Nähe des Campingplatzes gibt es ein Lavafeld das bereits von dichter Vegetation überwuchert ist.

Überall lauern große und kleine Spalten und manchmal auch große Löcher die aussehen wie Dolinen und wir bleiben immer auf dem gut markierten Wanderweg um nicht mal in so ein Loch reinzutreten.

Der Weg führt uns zu einem Hot Pot in einer dieser Felsspalten. Er liegt unterirdisch, hat eine Temperatur von ca. 45 ° und leider darf man darin nicht baden. Der wäre sonst auf meiner Hot Pot-Liste auf Nr. 1 gelandet.

Eine weitere Wanderung führt uns auf den Explosionskrater Hverfjall. So etwas entsteht wenn Magma auf Grundwasser trifft und dieses dann explodiert. Der Hverfjall hat am Kraterrand einen Durchmesse von einem Kilometer und ist 200 Meter hoch. Er besteht nur aus Sand und kleinen Steinen. Was mag das für ein Bumms gewesen sein als der entstanden ist!

Vom Kraterrand aus sehen wir auch schon im Süden unser nächstes Ziel, das Lavafeld Dimmuborguir. Viele Wanderwege führen durch eine pittoreske Welt aus bizarren Steinformationen. Das Wetter ist schön und in dem Lavalabyrinth ist es windstill und warm.

Gleich um die Ecke befindet sich das Hochtemperaturgebiet Hverir. Schon aus großer Entfernung sind die Dampfschwaden zu sehen. Hier sieht es aus wie in der Hölle und es riecht auch so. Überall blubbernde Schlammlöcher, spritzende, matschige kleine Seen, zischende und dampfende Erdlöcher und Minivulkane aus denen mit viel Getöse heißer Wasserdampf entweicht.

Wir sind auf dem Campingplatz im Hauptort Reykjahlid und da alles sehr nah zusammen liegt können wir von da aus das Meiste mit dem Moped erkunden.

In Myvatn gibt es ein Phänomen das auf der Erde nicht sehr oft vorkommt und das sind sogenannte Pseudokrater. Die sehen aus wie Vulkankrater, sind aber entstanden durch das explosionsartige Verdampfen von Wasser als Magma einen See geflutet hat. Am und im See gibt es eine ganze Menge davon.

Wir besuchen aber auch einen richtigen Krater. Der Krafla war bis 1983 aktiv und sieht heute mit seinem leuchtend blauen Kratersee sehr harmlos aus.

Noch ist vulkanische Aktivität in dem Gebiet vorhanden und man kann hier auf offiziellen und markierten Wanderwegen zwischen heißen Erdspalten und qualmenden Löchern wandern. Zwar gibt es keine spuckenden Lavafontänen, aber in einem aktiven Vulkan herumzulaufen hat schon was von „Gänsehautfeeling“.

Der Boden ist stellenweise recht heiß und man muss darauf achten wo man hintritt. Das ist schon ganz speziell hier.

Natürlich lassen die Isländer diese Energie nicht ungenutzt und haben mehrere große und kleine Kraftwerke hier errichtet um sich die Wärme zunutze zu machen.

Als besonders nette Geste gibt es auch eine heiße Dusche mitten im Nirgendwo.

4 Tage bleiben wir in Myvatn, dann geht es wieder in den Norden in das Fischerstädtchen Husavik. Dort werden Walbeobachtungen angeboten und da das erste mal in Hauganes uns nicht den erhofften Kick gegeben hat, wollen wir es hier noch mal versuchen. Auch hier stechen wir mit einem Holzkutter in See und sehen: Waaale!

Alle unsere Erwartungen werden übertroffen. Das Wetter ist schön und die Wale geben uns eine großartige Show.

Noch bis vor wenigen Jahrzehnten wurde in Husavik Walfang betrieben und im hiesigen Museum kann man die Geschichte zusammen mit vielen Skeletten verschiedener Wale hautnah erleben. Wir erzählen dem Kassierer dass wir etwas weiter im Osten noch mal Papageientaucher sehen wollen bevor sie Mitte August alle wieder abziehen. Er meint aber wir sollen uns den Weg sparen, da hier um die Ecke auch jede Menge wären. Wir fahren also zu dem angegebenen Ort, bei dem auch noch ein toller Campingplatz direkt am Meer ist. Und da sehen wir sie. Es sind Tausende. Sie bevölkern die Steilküste und haben überall Nisthöhlen gegraben. Wir können unser Glück kaum fassen. Erst die Wale und jetzt noch diese Unmengen von diesen lustigen Vögeln.

Nur 50 Kilometer entfernt von hier liegt unser nächstes Highlight. Der Dettifoss soll der größte Wasserfall Europas sein und liegt damit noch vor dem Rheinfall. Wir fahren auf einer nagelneuen Asphaltstraße die Westseite an. Der Parkplatz ist voll belegt und auch mehrere Reisebusse sind da. Das Gedränge an der Aussichtsplattform ist ziemlich groß aber der Blick auf die gewaltige Wassermasse die hier 40 Meter tief runterfällt entschädigt alles.

Nur ein kleines Stück flussaufwärts und zu Fuß in 15 Minuten zu erreichen wartet mit dem Selfoss schon der nächste Wasserfall auf uns. Hier ist nicht so viel los weil die Busreisenden nicht so viel Zeit haben um hierher zu kommen.

Es gibt sogar noch an dem selben Fluss einen dritten Wasserfall, den Hafragilsfoss. Den zu erreichen muss man schon ein Stück wandern, aber dafür sind wir auch ganz für uns. Der Weg ist schön und abwechslungsreich und wenn man ihn geht kann man sich unterwegs sogar in eine Art Gipfelbuch eintragen.

Wir möchten diese tolle Szenerie noch von den anderen Flussseite sehen und müssen dafür aber erst mal bis zu der Brücke fahren die ihn überquert.

Das es bereits Abend ist bis wir endlich die Straße erreichen die zur Ostseite der Wasserfälle führt gehen wir hier erst mal auf einen Campingplatz. Campingplätze in Island unterscheiden sich völlig von dem was man aus dem restlichen Europa so kennt. Oft sind es nur Wiesen mit katastrophalen Zufahrten und einem Container mit Toiletten. Meist gibt es keine Rezeption und die Gebühr wird spät abends von einem Platzwart eingesammelt der bei jedem an die Tür klopft. Wenn ein Platz über Duschen verfügt kosten diese oft noch extra.

Nach einer ruhigen Nacht brechen wir am nächsten Tag auf und nehmen die Piste zur Ostseite unter die Räder. Es sind noch 30 Kilometer bis zum Dettifoss und die ganze Strecke über haben wir manchmal sehr schlechtes Waschbrett und den Rest ganz übles Waschbrett. Es rüttelt so stark dass Ulla ihren Sport BH anzieht. Im Schritttempo fahren wir durch ein Landschaft wie auf einem anderen Planeten.

Nach 2 Stunden erreichen wir den Parkplatz auf der Ostseite des Dettifoss und der Ausblick auf die Schlucht entschädigt für alles.

Hier geht es ruhiger zu als auf der Westseite. Dort sehen wir in nur 200 Meter Entfernung wieder die Menschenmassen auf der Plattform drängen. Wir wandern hier nochmals flussabwärts immer oberhalb des Canyons bis zum Hafragilsfoss, auf den man von hier aus einen guten Ausblick hat.

Die weiteren 30 Kilometer Piste Richtung Norden sind sehr gut zu fahren und schon eine Stunde später erreichen wir Aspyrgi. Ein wunderschönes Wandergebiet in einem Hufeisenförmigen Tal das entstanden sein soll durch einen Hufabdruck von Odins achtbeinigem Pferd. Tatsächlich war hier mal ein gigantischer Wasserfall der das ganze ausgewaschen hat. Irgendwann hat er sich zweigeteilt und in der Mitte ein Stück stehen gelassen.

Der Dettifoss ist eher ein armseliges Rinnsal gegen das was hier mal an Wassermassen runtergekommen sein muss. Der Campingplatz liegt direkt an der Steilwand der Insel. Das Wetter ist schön und wir machen einige Touren in dem Tal mit dem Moped und zu Fuß.

Es gibt unglaubliche Mengen an Heidebeeren und Birkenpilzen. Wir essen Pize bis sie uns schon aus den Ohren kommen und Ulla macht Marmelade.

Hier verlassen wir den Diamand Circle. Wie so oft wurden wir hier von Eindrücken erschlagen und wir fanden es hier im Norden sogar noch besser als auf dem Golden Circle.