Die nächsten 2 Tage verbringen wir im Bus auf einem Campingplatz. Der Wind hat inzwischen Sturmstärke erreicht und für das kurze Stück bis zu den Sanitären Anlagen muss man sich richtig dagegenlehnen, und dann ist man auch noch klatschnass. Es ist so kalt dass wir zum ersten mal auch Nachts den Ofen laufen lassen. Aber am 3. Tag wird es wieder freundlicher und wir setzten unsere Reise fort. Schon Vik i Myrdal hat einen schönen schwarzen Strand auf dem wir zum ersten mal wieder die Beine vertreten können.

Kurz nach Vik besuchen wir noch einen Strandabschnitt der laut Reiseführer wegen seiner schönen Basaltsäulen einen hohen Beliebtheitgrad hat, und tatsächlich ist der Parkplatz für unsere Verhältnisse recht voll.

Am Strand tummeln sich viele Menschen, wahrscheinlich alles Urlauber. Überhaupt nimmt die Zahl der Touristen in dieser Ecke der Insel merklich zu, und fast Alle sind mit einem Mietwagen unterwegs. Manche fahren kleine Suzukis mit Dachzelt, die meisten jedoch haben Autos die gerade so groß sind dass 2 Leute darin liegen können. Das macht bei schönem Wetter sicher auch Spaß, aber die letzten 2 Wochen waren die alle nicht zu beneiden.

Auf einer endlos scheinenden schwarzen Ebene befinden sich noch die Reste einer DC3 der US Navy, die hier 1973 notlanden musste. Hat man diese Ebene hinter sich gelassen wird es zunehmen grüner und wir fahren durch eine stark landwirtschaftlich genutzte Gegend. Es ist sehr flach und steigt dann unvermittelt senkrecht in die Höhe. Vom Rand dieser Klippen fallen ab und zu Wasserfälle in die Tiefe. Einer davon ist der Skogafoss.

Gar nicht weit von hier gibt es einen Hot Pot. Es handelt sich um Seljavallaug und ist eines der ältesten Schwimmbäder Islands. Gebaut wurde es 1923 in einem schwer zugänglichen Tal-Ende und offiziell ist es längst außer Betrieb.

Trotzdem steht es in jedem Reiseführer und entsprechend sind wir auch nicht alleine dort, trotz des mühevollen Fußwegs dorthin. Die Wassertemperatur beträgt 30°-35° und an die Umkleidekabine sollte man keine allzu großen Anforderungen stellen. Schön ist es allemal! Ein schön gelegener Campingplatz ist der Hamragardal. Seht euch das an:

4 Wasserfälle stürzten hier in die Ebene. Einer davon, der Seljalansfoss, kann komplett umrundet werden. Das sollte man aber nur in wasserdichten Klamotten und Unterwasserkamera machen, denn naß wird man durch die Gischt trotzdem.

Und dann ist da noch direkt am Campingplatz der Gljufrabui, der in einem schmalen, nur wenigen Meter langen langem Felsspalt liegt.

Wir nähern uns weiter der Hauptstadt Reykjavik, biegen aber vorher noch links ab auf die Halbinsel Reykjanes, denn hier ist grade der im wahrsten Sinne des Wortes gelegene touristische Hotspot des Landes. Es ist der Vulkan Fagradalsfjall, der hier Mitte März ausgebrochen ist, und weiterhin seine Lavastöme um sich herum fließen lässt. Die Halbinsel Reykjanes ist geologisch sehr aktiv. Hier stehen viele der Geothermie Kraftwerke, in denen durch das 300° heiße Wasser Wärme und Energie für Reykjavik gewonnen wird. Das wohl bekannteste davon ist die Blaue Lagune, wo man für 55.- Euro im warmen Abwasser des Kraftwerks baden kann. Es gibt viele Hochtemperaturgebiete, wir besuchen eines Namens Seltun.

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Überall kocht der Schlamm und aus Löchern im Boden strömt Wasserdampf. Die Luft ist extrem Schwefel lastig und alle paar Meter sieht man eine neue Farbe. Um das Erlebnis Vulkan auch voll auskosten zu können, quartieren wir uns für ein paar Tage ein auf dem Campingplatz in Grindavik. Der akzeptiert die Campingcard und ist damit für uns kostenlos. Grindavik liegt Luftlinie nur 5 Kilometer vom Krater entfernt, und vom Bett aus können wir in der kurzen Zeit der Dämmerung den rot glühenden Feuerschein sehen. Das ist schon etwas beunruhigend für uns Außenstehende, aber solange die Eingeborenen nicht davon laufen, werden wohl auch wir ruhig schlafen können. Bei unserem ersten Besuch am Vulkan erleben wir das, was wir uns erhofft, aber niemals erwartet hätten. Wir können direkt an das Ende des glühenden und langsam fließenden Magmastroms.

Das ist spektakulär! So etwas mal live zu sehen ist einfach atemberaubend. Direkt am Strom ist es so heiß wie an einem großen Lagerfeuer, es riecht nach brennenden Briketts und manchmal hört man einen lauten „Bumm“, wenn irgendwo im abkühlenden Lavafeld ein Spannungsriss entsteht. Da es sehr stark regnet hört man sonst nur das Zischen das entsteht wenn Wasser auf eine heiße Herdplatte fällt. Das vorwärtsfließen der glühenden Masse ist sehr geräuschlos.

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Das Wetter wird nach 2 Tagen auch schon wieder besser und ich mache eine Tour zum Ursprung der Lava, dem Krater. Diesen kann man natürlich nur aus der Distanz sehen. Die insgesamt 4 Stündige Wanderung führt steil auf einem Berg und dann immer oberhalb des Lavafelds bis zu einem Aussichtspunkt. Auf der anderen Talseite sieht man dann das brodelnde Inferno im Krater.

Inzwischen hat sich die Fließrichtung des Stroms auch geändert, und da wo wir vor 2 Tagen noch hätten Würstchen braten können ist das Gestein schon so weit abgekühlt das man es anfassen kann. Da hatten wir echt unglaubliches Glück. Wir reisen weiter bis ans Ende der Halbinsel Reykjanes zum Hochtemperaturgebiet Gunnuhver. Hier steht ein großes Geothermiekraftwerk und das heiße Wasser schießt mit einem solchen Druck aus den Rohren, das es sich anhört als würden man direkt am Flugplatz an einer Startbahn stehen während grad 2 große Passagierflugzeuge gleichzeitig an einem vorbeirauschen. Kurz gesagt: der Lärm ist Ohrenbetäubend.

Dafür gibts was fürs Auge. Da das Wasser mit dem das Kraftwerk betrieben wird sehr silikathaltig ist, wir es als Abfallprodukt auf den umliegenden Lavafeldern abgelassen. Hier bilden sich dann natürliche Seen, da der Silikatschlamm das poröse Lavagestein verschließt und nicht mehr ablaufen kann. Die blaue Farbe entsteht durch den großen Anteil an gelöster Kieselsäure und Algen. Nur ein paar Kilometer weiter gibt es ein weiteres Kraftwerk das nach dem gleichen Prinzip arbeitet. Dort hat man dem Tümpel den Namen „Blaue Lagune“ gegeben, und zum stolzen Preis von 55.- Euro kann man in dem warmen Abwasser baden. Durch die angeblich heilende Wirkung bei Hautkrankheiten ist es auch richtig gut besucht.

Nur ein paar Kilometer weiter nördlich liegt der Internationale Flughafen von Reykjavik und von dort bis in die Hauptstadt führt die einzige vierspurige Straße des Landes. Wir nehmen lieber die landschaftlich reizvollere Route an der Küste entlang und werden auch mit ein paar schönen Ausblicken belohnt.

Wir sehen etwas das unsere Aufmerksamkeit erregt und biegen ab auf einen Feldweg. Dort kommen wir zu einer Anlage wo Fisch getrocknet wird. Oder zumindest das was vom Fisch übrig ist nachdem er filetiert wurde.

Es riecht ziemlich streng und wir halten uns auch nicht sehr lange dort auf. Islands Hauptstadt Reykjavik lassen wir erst mal links liegen und begeben uns auf den sogenannten Golden Circle, die Hauptattraktion für alle Islandreisenden die nur ein paar Tage Zeit haben. Es ist nicht weit nach Pingvellir am gleichnamigen See. Pingvellir ist DAS Nationalheiligtum der Isländer. Hier wurde bereits ab dem Jahr 930 jährlich zur Sonnwende für 2 Wochen das „Althing“ abgehalten. Das war das Parlament der Antike und existiert bis heute. Es wurden Gesetze verkündet und erlassen, es fanden Wettkämpfe statt, es wurde gehandelt oder einfach miteinander gefeiert. Heute steht hier die Sommerresidenz der jeweiligen Premierminister. Das Parlament selbst befindet sich seit 1881 in Reykjavik.

Aber Pingvellir hat auch eine geologische Besonderheit. Hier verläuft der Kontinentalgraben. Es ist wohl die einzige Stelle an der er auf dem Land liegt, der Rest ist ja unter Wasser und bildet den transatlantischen Rücken. Hier driftet Amerika und Europa jedes Jahr bis zu 2 cm auseinander.

Es ist die bisher einzige Schlucht die ich kenne, die nicht durch Wassererosion entstanden ist. Und die Gegend ist wirklich ganz speziell. Einige dieser Gräben haben sich im Laufe der Zeit mit Wasser gefüllt. Das kommt von einem Gletscher und ein Parkranger mit dem wir eine sehr informative Führung unternehmen erklärt uns, daß es 100 Jahre dauert bis das Schmelzwasser diese Gräben erreicht. Dadurch ist es extrem gefiltert und die Sicht unter Wasser soll daduch bis 100 Meter betragen.

Diese Besonderheit machen sich einige Tauchagenturen zu nutze und bieten Schnorchel- und Tauchtouren durch diese Gräben an. Ich buche eine Schnorcheltour und kann bereits am selben Tag ins Wasser steigen.

Wir werden eingekleidet in Trockentauchanzüge, denn das Wasser hat nur 2° Celcius. Und dann steigen wir ins Wasser und schwimmen zwischen dem Amerikanischen und den Europäischen Kontinent, die hier zum Teil nur 2 Meter auseinanderliegen.

Ich weis gar nicht wie ich das ganze beschreiben soll. Etwa eine halbe Stunde sind wir im Graben unterwegs gewesen, bis es sich in eine Lagune geweitet hat, wo wir auch wieder ausgestiegen sind. Und es war einfach nur GEIL !

Das nächste Highlight auf dem Golden Circle liegt nur 50 Kilometer entfernt. Ein weiteres Geothermalgebiet in dem das Wasser nicht nur blubbert, sondern in Form eines Geysirs richtig aus der Erde schießt. Der Strokkur bläst etwa alle 7-10 Minuten eine gewaltige Fontäne in die Luft.

Drumherum gibt es noch ein paar kleinere heiße Quellen, aber die kochen einfach nur so vor sich hin.

Nur 10 Kilometer weiter Richtung Landesinnere erreichen wir den Gullfoss, einen gewaltigen Wasserfall, der über zwei 90 Grad versetzte Stufen in einen engen Canyon stürzt.

Hier am Wasserfall endet die Straße die mit normalen Fahrzeugen befahren werden kann. Für die Pisten ins Hochland kann man hier in diese Reisebusse umsteigen.

Wir machen uns auf den Weg nach Süden und sehen bei Fludir die ersten Gewächshäuser. Das heiße Wasser der Umgebung wird hier erfolgreich genutzt zum heizen der Treibhäuser. In manchen wachsen sogar Bananen. Und findige Gärtner betreiben sogar schöne Restaurants zwischen den Tomatenstauden. Frisch auf den Teller!

Und da wie gesagt überall heißes Wasser aus der Erde sprudelt, kann man es ja auch noch zum baden nutzen.

Unser letzter Stop auf dem Golden Circle ist der Kratersee Kerid. Von der Straße aus, die direkt daran vorbeiführt, kann man den kleinen Vulkan fast übersehen. Aber alles ist gut ausgeschildert und einen nicht aktiven Vulkan zu sehen ist schon fast etwas ungewohntes.