Wir starten unsere Reise Mitte Oktober. Durch ein trüb-verregnetes Italien fahren wir auf der überfüllten Autobahn nach Ancona zum Fährhafen. Kurz vor Ancona wird das Wetter auch besser. Der Regen hat aufgehört und es wird wärmer. Wir haben bereits online ein Ticket gebucht und stehen am Hafen erst mal vor einem verschlossenen Tor. Eine Angestellte erklärt uns dass wir erst mal ein Papierticket holen müssen an einem Schalter der sich in einem Kilometer Entfernung befindet. So was rückständiges bin ich gar nicht mehr gewohnt. Wir fahren also dort hin und stellen uns in der Schlange an. Dort muss ich mein E-Ticket vorzeigen sowie den Fahrzeugschein. Der Kerl am Schalter erklärt mein Ticket für ungültig da ich ein Wohnmobil gebucht habe und im Fahrzeugschein aber ein LKW angegeben ist. Ich versuche ihm klarzumachen dass es trotzdem ein Womo ist, worauf er mit einer zusätzlichen Person auf den Parkplatz geht um sich davon zu überzeugen. Erst jetzt stellt er mir mein Papierticket aus mir dem wir wieder zurück zum Hafen können.
Die Fahrt zu unserem Zielhafen Igumenitsa dauert 20 Stunden. Nur 10 Km vom Hafen entfernt gehen wir auf einen kleinen Stellplatz am Meer und entspannen erst mal 3 Tage.
Von hier aus geht die Fahrt bei bestem Wetter nach Osten in die Berge der Zagoria. Wir finden einen schönen Übernachtungsplatz bei einer Taverne und lassen uns mit Griechischer Küche verwöhnen.
Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zur Albanischen Grenze. In einem kleinen Bergdorf parken wir den Bus bei einer Taverne und fahren mit dem Moped auf einer desolaten Serpentinenstrecke zum Grenzfluß Sarantaporos zu den Thermalquellen Kavasila. Die Anlage ist verlassen und ein Lost place. Trotzdem sprudelt weiterhin badewannenwarmes Wasser in ein großes Becken.
Drüben ist schon Albanien Grenzfuß Sarantaporos Verlassene Wellnessoase
Wir sind gerade rechtzeitig zurück im Dorf als es anfängt zu regnen. Die Taverne hat inzwischen geöffnet und nach dem Abendessen gehen wir rein um noch ein Bier zu trinken und den Wirt zu fragen ob wir auf seinen Parkplatz übernachten dürfen, was auch überhaupt kein Problem ist. In der Kneipe sind nur Männer und anscheinend kommen nicht besonders viele Besucher hierher den alle freuen sich daß wir hier sind und sind sehr neugierig. Wir lernen eine schöne Griechische Sitte kennen: zu jedem alkoholischen Getränk das man bestellt bekommt man auch einen Snack. Zum Ouzo waren es Anchovis und Bohnen und zum Bier Bratwurst mit Kartoffeln. Ein schönes Land!
Blick vom Stellplatz am Morgen nach dem Regen
Die Berge werden höher und spektakulärer aber selbst die Nebenstraßen hier sind alle in einem guten Zustand. Wir besuchen die Viskos-Schlucht, laut Guinness-Buch ist sie mit 1000 m die tiefste Schlucht der Welt, zumindest im Verhältnis zu ihrer Enge.
Auf dem Weg zur Viskos Schlucht
Vom Campingplatz aus kann man hier schöne Wanderungen in die Schlucht unternehmen. Es gibt eine schöne Tierwelt und unterwegs in der Schlucht auch eine kleine Kapelle.
Verlassenes Kloster Nur die Kapelle ist noch intakt
Die Zagoria ist bekannt für ihre alten Steinbrücken und hübschen Bergdörfern mit Häusern in der für die Region typischen Steinbauweise mit Schieferdächern.
Weiter Richtung Osten durch die Berge Übernachten wir an einem Stausee in 1300 m Höhe bevor wir zu einem bekannten Highlight gelangen: Den Klöstern von Meteora.
Schöner Übernachtungsplatz am See
Schon von weitem ist die Steinformation zu sehen und je näher man kommt umso besser wird es.
Meteora
Wir gehen auf einen der wenigen ganzjährig geöffneten Campingplätze mit toller Sicht auf die Felslandschaft.
Die Felslandschaft Meteora mit seinen vielen Klöstern ist gar nicht mal so weitläufig. Wir können alles mit dem Moped erkunden. Da kann man überall anhalten und hat keine Parkplatzprobleme.
Wir bleiben einige Tage an diesem wunderschönen Ort bevor es weitergeht zum Olymp, dem Berg der antiken Götter. Zuvor wollen wir aber noch einen Übernachtungsstop einlegen und wählen dafür das kleine Dorf Karpero aus, wo es einen schönen Stellplatz geben soll.
Stellplatz in Karpero Sicht aufs Tal Darauf trinken wir einen
Der Platz ist spendenbasiert und wird von einigen Dorfbewohnern betrieben. Es gibt einen kleinen Aufenthaltsraum mit Feuerstelle. Eigentlich wollten wir nur eine Nacht bleiben, aber die Herzlichkeit der Bevölkerung lässt es uns 5 Tage aushalten. Wir erleben in der kleinen Hütte sogar einen Abend mit Sirtaki und lokalen Köstlichkeiten.
Wir hätten noch länger bleiben können aber die Wetterprognosen zur Besteigung des Olymp sind sehr gut und so machen wir uns auf den Weg. Eine Serpentienenstraße führt uns hinauf auf 1700 m Höhe und endet an einem kleinen Militärlager. Dort muß man sich anmelden und kann dann den Weg auf den fast 3000 m hohen Berg antreten.
17 km Serpentienen Es gibt Wildpferde hier oben. Pegasus war aber nicht dabei.
Der Weg führt steil über eine Skipiste nach oben. Die Sonne scheint, aber es weht ein starker und kalter Wind. Nach 3 Stunden erreiche ich den Sattel zwischen zwei der Hauptgipfel. Das Wetter schlägt plötzlich um und ich stehe in den Wolken. Da ich jetzt eh keine Sicht mehr habe kehre ich um und mach noch Pause in einer Schutzhütte. Dort treffe ich eine weitere Wanderin die hier übernachten will um morgen den Gipfel zu erreichen. Ich steige wieder ab und bin nach 6 Stunden zurück bei Ulla. Da es immer noch kühl ist fahren wir ein Stück talwärts zum übernachten.
Am Fuss des Olymp
Jetzt haben wir erst mal genug von den Bergen und wollen runter ans Meer.
Noch ein letzter Blick auf den Götterberg Viele Serpentienenstraßen auf dem Weg zur Küste
Wir beschließen ein paar Tage in den Thermalquelle von Loutra Edipsou zu entspannen und nehmen dafür die Fähre auf die Insel Euböa.
In dem um diese Jahreszeit ausgestorbenen Ort finden wir einen Stellplatz direkt am Strand an einer heißen Quelle.
Es gibt hier Hotpots und Sinterterassen mit heißem Wasser. Auch auf dem Meeresboden in Strandnähe gibt es Quellen. So kann man hier das ganze Jahr im angenehm warmen Wasser schwimmen.
Es gibt auch nette Strände in der Nähe an denen wir ganz alleine sind und Abends auch mal ein Lagerfeuer machen können.
Alleine unter Palmen Was will man mehr
An einem Morgen kommt ein Ziegenhirte im Auto an. Er fährt voraus, die Ziegen laufen hinter dem Auto her. Er hält bei uns an und erzählt uns etwas auf Griechisch von dem ich kein Wort verstehe. Immer wieder sagt er auf Englisch was von 5-10 Minuten und fährt ohne seine Ziegen davon. Vermutlich will er daß ich auf die Herde aufpasse, die sich auch immer weiter verstreut. Verzweifelt versuche ich alle zusammenzuhalten was auch leidlich Klappt. Tatsächlich fährt er auch 10 Minuten später wieder auf den Platz. Er hat nur seine Frau abgeholt. Sie treibt die Herde wieder weiter.
Die Berge im Hinterland hier sind großflächig abgebrannt von dem großen Feuer vor 2 Jahren. Als wär das noch nicht genug hat ein Unwetter mit Starkregen hier in der Region erst vor 6 Wochen schlimme Verwüstungen angerichtet. Überall sind noch die Spuren zu sehen. Einige Straßen sind auch immer noch gesperrt.
Verkohlte Wälder Weggeschwemmte Straßen Da kam in kurzer Zeit viel Wasser runter
Aber es gibt auch hier noch die schönen Seiten wie dieser kleine Hafen mit dem tollen Fischrestaurant.
Wenn man in Griechenland ist sollte man auch mal auf der Akropolis gewesen sein. Wir verlassen die Insel Euböa über eine Brücke und sind auch bald darauf in Athen. Eine schöne Stadt die wir 3 Tage lang erkunden. Wir sind auf einem Campingplatz etwas außerhalb. Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmittel ist ausgezeichnet und sehr preiswert.
Hinter der Akropolis gibt es ein schönes Viertel mit engen Gassen, Märkten und Tavernen.
Am Regierungsgebäude bei Syndagma Square kommen wir gerade rechtzeitig um die skurile Show der Wachablösung zu erleben.
Von Athen aus ist es nicht mehr weit bis zum südlichsten Zipfel der Halbinsel zum Kap Souniou. Hier stehen die Reste des Poseidontempels. Die vielen Menschen hier sind aber nur da um den Sonnenuntergang zu bestaunen.
Tempel des Poseidon
Wir fahren von hier aus nach Korinth und nehmen dafür die Autobahn. Die ist sehr gut und es ist auch wenig Verkehr. Wir überqueren den Kanal von Korinth und gehen auf einen Stellplatz bei einer ehemaligen Tankstelle.
Kanal von Korinth Der über 80 Meter tiefe Graben ist ideal für Bungee-Jumping
Auf dem Stellplatz ist bei unserer Ankunft echt was los. So viele Wohnmobile auf einem Haufen haben wir seit unserer Ankunft in Griechenland noch nicht gesehen. Aber der Platz ist preiswert und bietet für die 10 Euro Strom, Duschen, Ver-und Entsorgung, die Möglichkeit sein Fahrzeug zu waschen, eine Taverne und als sei das alles noch nicht genug kann man auch noch seine Gasflasche füllen lassen.
Das bisher größte Wohnmobil das ich je gesehen habe.
In Korinth kann man noch die Reste alter Tempel bestaunen, die aber eigentlich immer gleich aussehen. Aber egal, durch Ullas Schwerbehindertenausweis können wir beide überall umsonst rein.
Überall hängen die Zitrusbäume noch voller Früchte. Nur Oliven gab es dieses Jahr nur wenig bis keine, da es zu trocken war.
In der Taverne des Stellplatzes schwärmen wir von dem guten Essen das unsere Gastgeberin Sofia zubereitet. Ich frage sie nach den Gewürzen die sie für ihre Mousaka verwendet worauf sie mich gleich zu einem Kochkurs eingeladen hat.
Gleich in Sichtweite unseres Platzes gibt auf einem Berg eine große Festungsanlage die wir uns auch nicht entgehen lassen wollen.
Etwas südlich von Korinth erwarten uns schon die nächsten alten Steine. Wir sind in Epidaurus und sehen hier das griechische Theater. Ein wirklich großes und gut erhaltenes Amphitheater mit Platz für 14 000 Menschen. Eine Besucherin testet die Akustik indem sie unten singt. Sie hat eine tolle Stimme und ist wirklich überall zu hören. Leider auch von einer Aufpasserin die das ganze sofort unterbindet. Der hat wohl noch niemand gesagt das diese Anlage für diesen Zweck gebaut wurde. Aber jede Diskussion prallt an ihr ab. Singen nur mit Genehmigung. Anzufordern beim Ministerium für alte Steine in Athen.
Stadion für Sportveranstaltungen der alten Griechen.
Es ist noch früh am Tag und an der historischen Stätte ist übernachten nicht erlaubt. Wir fahren deshalb noch ein Stück nach Süden bis nach Didima. Dort finden wir einen tollen Platz an einer gigantischen Doline. Ein kreisrundes Loch von ca. 100 Meter Durchmesser.
Es ist sogar möglich durch einen künstlichen Tunnel in die Doline abzusteigen. Unten ist man von der Außenwelt komplett abgeschieden. Kein Laut ist zu hören. Und noch eine Besonderheit wartet hier auf uns, denn im 14. Jahrhundert erbauten Mönche zwei kleine Kapellen in die Kraterwände.